Kommentar zum ersten und zweiten Buch (es beginnt mit der Rezension zu Band 2)
Solide !
Was die allgemeine Bedeutsamkeit
und die wissenschaftliche Grundausrichtung dieses Buches
angeht, gilt für diesen zweiten Band der Trilogie von My Big
TOE natürlich das Gleiche, was ich bereits in der Rezension
zum ersten Band ausführlich formuliert habe (siehe für alle
interessierten Leser eine Kopie dieser Rezension weiter
unten). Hier beschränke ich mich darum ausschließlich auf
die spezifischen Merkmale dieses zweiten Bandes.
Im Vergleich zum ersten Band, der sehr viele Seiten mit
biografischen Hintergrundinformationen zu Thomas Campbell
sowie der Herleitung des Grundkonzepts seiner Big TOE
zubringt, schlägt dieser zweite Band eine Brücke zur
menschlichen Lebenswirklichkeit. Während im ersten Band noch
Grundannahmen formuliert wurden und abstrakte Größen und
Prozesse wie das Gesamtbewusstsein (“Alles was ist”) und
seine Evolution samt der Entstehung von Raum und Zeit und
dergleichen mehr im Zentrum der Betrachtung stehen, lenkt
dieser zweite Band die Aufmerksamkeit auf das Zusammenspiel
zwischen unserer erlebten (scheinbar objektiven, tatsächlich
aber virtuellen) Realität und dem dahinterstehenden
Bewusstseinssystem. Er erklärt, was der Zweck hinter unserem
Erleben dieser virtuellen Realität ist, wie Geist und Körper
zusammenhängen und warum wir immer wieder reinkarnieren. Er
beschreibt, wie unser Bewusstsein funktioniert und dass bzw.
warum wir zwingend einen freien Willen haben. Er zeigt auf,
wie unsere Wahrnehmung der bzw. unser Verhältnis zur Welt
funktioniert, welche Rolle paranormale-Phänomene darin
spielen und warum gerade diese letzteren sich so schwer
fassen lassen (Psi-Unschärfeprinzip).
Die häufigen Wiederholungen, Querverweise und teils
ausschweifenden und humoristischen Einschübe trüben für mein
ganz persönliches Empfinden auch in diesem zweiten Band den
Lese- und Aufnahmefluss, (wenngleich dieses zweite Buch
gegen Ende etwas straffer wird). Dennoch gibt es hierfür aus
den gleichen Gründen keinen Stern Abzug, aus denen ich auch
den ersten Band mit 5 Sternen bewertet habe: Die inhaltliche
Bedeutsamkeit dessen, was Campbell hier liefert, wiegt
einfach viel schwerer! Als besondere Highlights möchte ich
in diesem Zusammenhang für den zweiten Band das erhellende
Psi-Unschärfeprinzip, die streitbare und hochinteressante
Diskussion über Bewusstsein von künstlicher Intelligenz
sowie die Modellierung unserer scheinbar objektiven
physischen Realität als subjektiv erlebte
Multi-Player-Simulation hervorheben. Ich bin schon gespannt,
wie es in Buch 3 weitergeht!
----------------------------------------------------------------------------------------------------
Hier nochmal zur Ergänzung meine Rezension zu Buch 1, weil
für Buch 2 bzgl. der wissenschaftlichen Grundausrichtung das
Gleiche gilt:
Dieses Buch hat mir die Türe in eine neue Welt geöffnet. Es
war der Einstieg in einen Prozess, in dessen Verlauf ich
nicht nur die Welt insgesamt besser zu begreifen und ihren
Sinn zu verstehen begann. Das Buch lieferte auch den Anstoß,
meine eigene Persönlichkeit zu erkunden, mit
Meditationspraktiken zu experimentieren und im Ergebnis mehr
Gelassenheit und Zufriedenheit zu entwickeln. Und das
schreibe ich als wissenschaftlich ausgebildeter, rational
und kritisch denkender Mensch, der für Spiritualität nie
etwas übrig hatte!
Wie kam es dazu? Ich habe dieses Buch gekauft, nachdem ich
eher zufällig auf glaubwürdige Dokumentationen
wissenschaftlich unerklärlicher Phänomene gestoßen war:
Nahtoderfahrungen, “Sehen ohne Augen”, Jenseitskontakte (z.B.durch
das Medium Paul Meek), Unverwundbarkeit (Mirin Dajo) und
weitere mehr. Da solche Phänomeme das materialistische
Paradigma der heutigen Wissenschaft sprengen, scheinen sie
von eben dieser einfach ignoriert zu werden oder sie werden
- falls sie denn überhaupt zur Kenntnis genommen werden -
voreingenommen als Einbildung/Illusion/Halluzination oder
gar als Unsinn/Betrug abgetan. Sollten diese Phänomene aber
tatsächlich echt sein, ist es der Wahrheitsfindung nicht
wirklich dienlich, sie zu verdrängen. Stattdessen braucht es
eine neue Theorie, die solche Phänomene sinnvoll integrieren
kann.
Mit seiner Big TOE liefert Campbell genau das - und zwar
ohne jegliche Esoterik und ohne die gewöhnliche Physik über
den Haufen werfen zu müssen! Sein neues Paradigma enthält
die gewöhnliche Physik als Untermenge eines größeren
Systems, es erweitert also die bestehende Physik und bettet
sie in ein größeres Bild ein, welches sowohl das Normale als
auch das Paranormale erklären kann.
Der Schlüssel zum Verständnis dieses neuen Weltbildes liegt
in der Grundannahme, dass Geist/Bewusstsein fundamental und
unsere physische Welt als virtuelle Realität davon
abgeleitet sei (und nicht umgekehrt, wie es die
materialistische Naturwissenschaft annimmt). Damit steht
Campbells Big TOE in der Tradition monistischer
idealistischer Philosophien, es gibt konzeptionell einige
Parallelen zu Platon, Plotin, Kant, Schopenhauer und anderen
Denkern, die allesamt erkannt hatten, dass unsere sinnliche
Wahrnehmung samt ihrer Deutung durch unseren Verstand nicht
zwingend die wahre Beschaffenheit der Welt abbildet, sondern
uns womöglich nur eine kleine/gefilterte/interpretierte
Version (Schopenhauers “Welt als Vorstellung” oder Platons
“Schatten”) von etwas eigentlich viel Größerem liefert. Wie
die Welt wirklich (Kant: “an sich”) sei, entzieht sich damit
logischerweise auch der wissenschaftlichen Methodik, die ja
nichts weiter tut, als mittels empirischer Beobachtung und
rationaler Schlussfolgerung unsere wahrnehmbare Außenwelt
und damit eben nur die Zusammenhänge/Naturgesetze einer bloß
“vorgestellten Welt” (Schopenhauer) zu untersuchen. Oder in
Campbells Worten ausgedrückt: Gewöhnliche Wissenschaft
erkundet nur die “Spielregeln” (Naturgesetze) einer
“virtuellen Realität” (nämlich unseres physischen
3D-Universums), kann aber nicht begreifen, wer wie warum
diese virtuelle Realität samt ihrer Spielregeln (also das
physische Universum mit seinen Naturgesetzen) erzeugt und in
Gang hält.
Campbell schlägt darum eine Erweiterung der streng
materialistischen und objektivistischen wissenschaftlichen
Methodik vor, nämlich insbesondere das Zulassen von
subjektiver Erfahrung und individueller
Bewusstseinsforschung zur Gewinnung von Erkenntnis. Wenn
nämlich Geist/Bewusstsein fundamental ist und wir selbst
offenbar ja auch individuiertes Bewusstsein sind (weil unser
Bewusstsein eben nicht bloß Illusion/Erzeugnis eines
materiellen Gehirns, sondern umgekehrt Fundament/Ursprung
unseres Wahrnehmens, Denkens und Fühlens darstellt), dann
muss der Weg der Erforschung von “höherer Wahrheit” über die
inneren Welten gehen, nicht über die Analyse der bloß
virtuellen/vorgestellten äußeren Realität. Campbell selbst
hat diese subjektive Bewusstseinsforschung mithilfe
sogenannter außerkörperlichen Erfahrungen vollzogen (die er
nach eigenen Angaben selbst induzieren kann). Wie es dazu
kam und wie er dabei vorgeht, erzählt der erste, eher
biografisch ausgerichtete Teil dieses Buches recht
ausführlich.
Die Tatsache, dass hier ein Forscher (Campbell) sein Wissen
u.a. auf eine Weise erlangt, die für Außenstehende absolut
nicht nachvollziehbar ist (man kann ja nicht ohne Weiteres
als Außenstehender überprüfen, was Campbell auf seinen
außerkörperlichen “Reisen” gesehen und erfahren hat), stellt
für wissenschaftlich geschulte Leser natürlich eine schwer
verdauliche Herausforderung dar: Die Herleitung von
Campbells Theorie ist in einem klassisch-wissenschaftlichen
Sinne nicht “objektiv” überprüfbar!!! Wenn man aber die
Grundannahme, dass Bewusstsein (also Geist) fundamental ist
(und Materie nur davon abgeleitet) nicht gleich verwerfen
möchte, bleibt einem als Leser zunächst nichts anderes
übrig, als sich hierauf einzulassen und dem Autor zunächst
einmal zu vertrauen. Denn mit klassisch-wissenschaftlichen
Methoden lässt sich ja die hinter dem materiellen
3D-Universum liegende “wahre Wirklichkeit” prinzipiell nicht
erfassen - wie oben begründet.
Für mich selbst habe ich nun versucht, dieses
“Nachvollziehbarkeitsproblem” dadurch zu lösen, die
grundsätzliche Existenz einer fundamentalen “geistigen Welt”
hinter unserem physischen Universum sowie die Möglichkeit
eines Erforschens derselben dadurch zu verifizieren, selbst
entsprechende Erfahrungen zu generieren. Aus diesem Grund
habe ich – schlußendlich auch erfolgreich – verschiedene
Meditationsformen ausprobiert, mich der Hypnose unterzogen
und mit Telekinese experimentiert. Somit habe ich für mich
die (subjektive) Gewissheit erlangt, dass es tatsächlich
mehr als nur Materie geben muss und insofern kann ich die
prinzipielle Möglichkeit, dass Campbell durch ungewöhnliche
Formen von “Bewusstseinsreisen” Erkenntnisgewinne erlangen
konnte, als gültig anerkennen. Damit ist natürlich nicht
gesagt, dass sein Modell die Welt am Ende auch
wahrheitsgemäß beschreibt. Doch seine Erlebnisse, die er im
ersten Kapitel beschreibt und die den Weg zu seiner Theorie
ebnen, werden dadurch aus meiner Sicht eben glaubwürdiger.
Campbell selbst lädt übrigens jeden Leser dazu ein, z.B.
durch regelmäßige Meditationspraxis eigene Erfahrungen zu
machen, die dazu dienen können, die ein oder andere
Kernaussage seiner Theorie zu überprüfen und sich sein
eigenes Bild zu machen.
Wie lauten nun die Kernaussagen von Campbells Theorie? Das
ist Gegenstand des zweiten Teils dieses Buches. Darin werden
zuvorderst die zwei fundamentalen Grundannahmen, auf die
seine gesamte Theorie fußt, ausführlich erklärt. Neben der
bereits erwähnten Annahme, wonach ein ursprünglich
einheitliches Gesamtbewusstsein die Substanz hinter “Allem
was ist” darstellt, postuliert Campbell einen evolutorischen
Prozess, der dieses Gesamtbewusstseins in Richtung
geringerer Entropie treibt (laut Campbell mit einer Zunahme
von Liebe gleichbedeutend). Aus diesen beiden Grundannahmen
leitet er dann alle weitere Kernaussagen ab, so zum
Beispiel, wie und warum sich das ursprünglich einheitliche
Bewusstsein fragmentierte, wie die Entstehung, die
Beschaffenheit und der Sinn von Raum und Zeit verstanden
werden können, wie die Paradoxien der Quantenphysik
auflösbar sind, was es mit dem Prozess der Reinkarnation auf
sich hat, und vieles Weitere mehr.
Einige der Kernaussagen, die Campbell bereits in diesen
ersten Buch vorstellt, sind eigentlich Schwerpunkte des
zweiten oder des dritten Buches seiner Trilogie. Dennoch
nimmt Campbell sie bereits im ersten Buch vorweg, weil er
der Meinung ist, dass es hilfreich sei, den Leser bereits
eine Aussicht darüber zu bieten, wo seine ganze Theorie
hinführen wird und wie alles zusammenhängt. Außerdem
wiederholt er bereits Gesagtes an vielen Stellen des Buches
erneut, weil er der Meinung ist, dass es für den Leser bei
einem derartigen Paradigmenwechsel hilfreich sei, sich
gewisse Grundzusammenhänge stets erneut ins Gedächtnis zu
rufen. Hinzu kommen gelegentlich ausschweifende und manchmal
auch humoristische Einschübe. Campbells Ziel scheint nicht
in der möglichst effektiven, kompakten und streng
durchstrukturierten Wissensvermittlung zu liegen, vielmehr
scheint er Wert darauf zu legen, dass der Leser sich langsam
und geduldig auf eine Reise der Erkenntnis einlässt, in
deren Verlauf er nach und nach das Gelesene und oft
Wiederholte besser verinnerlichen kann.
Insofern stimme ich durchaus Kritikern zu, die der Meinung
sind, man hätte den Inhalt dieses Buches gefühlt um die
Hälfte komprimieren können, ohne auf wesentliche Aussagen
verzichten zu müssen. Als eher ungeduldiger Lesertyp, der
gerne schnell zum Kern der Sache vorstoßen möchte, war die
Lektüre für mich auch nicht gerade kurzweilig. Im Übrigen
ist der Sprachstil recht anspruchsvoll, Campbell bedient
sich oftmals einer eher technischen Sprache, nutzt viele
Analogien aus der Informatik, um sein Modell darzustellen.
Warum dann trotzdem 5 Sterne? Zunächst einmal weil das, was
ich zuletzt geäußert habe, nur meine persönliche Empfindung
ist. Auf andere Leser mag Campbells Schreibstil ganz anders
wirken, vielleicht wird ihn manch einer als sehr hilfreich
empfinden. Vor allem aber schmälern stilistische Mängel in
meinen Augen die Bedeutsamkeit des Paradigmenwechsels nicht,
den Campbell mit seiner Big TOE anstößt. Marx' Kapital oder
Kants Kritik der reinen Vernunft sind auch zäh zu lesen –
was nichts daran ändert, dass es sich bei beiden um epochale
Werke handelt, die in ihrem jeweiligen Fachgebiet
revolutionäre Sichtweisen eingebracht haben. Auch Campbells
Werk ist revolutionär, weil es das Potential hat,
Wissenschaft und Spiritualität zu vereinen. Mit diesem Werk
lässt sich nicht nur eine wirkliche Theorie von Allem
formulieren (an der die heutige Physik mangels Anerkennung
von Geist/Bewusstsein als fundamentaler Substanz alles
Seienden scheitern muss), was für sich genommen bereits
einen wissenschaftlichen Quantensprung bedeutet! Darüber
hinaus eröffnet dieses Werk seinen Lesern auch auf ganz
individueller Ebene Türen, über das eigene Leben und Dasein
zu reflektieren, sein Bewusstsein zu erforschen und sich
persönlich zu mehr Glück, Zufriedenheit und Liebe zu
entwickeln. Welche Theorie kann das schon von sich
behaupten?